Schafwolle-Dämmstoffe
Dämmstoffe aus Schafwolle gehören unter den organischen Dämmstoffen zur Gruppe der tierischen Faserdämmstoffe. Schafwolle besteht aus Keratin (Eiweiß) und muss daher gegen keratinverdauende Insekten (z.B. Motten, Teppichkäfer) geschützt werden. Auf den Zusatz von Synthetikfasern bei größeren Dämmstoffdicken wird inzwischen verzichtet. Anwendungsbereiche (Besonderheiten) Untersuchungen haben ergeben, dass Schafwolle zur Raumluftsanierung von Innenräumen eingesetzt werden kann. Gewaschene Wolle besteht zu ca. 97% aus dem Strukturprotein Keratin, dessen reaktionsfreudige Aminosäuren mit Luftschadstoffen (z.B. Formaldehyd) reagieren und diese fest binden. Insbesondere zur Sanierung formaldehydbelasteter Innenräume stehen spezielle Keratin-Vliese zur Verfügung. Technische Daten (Auswahl)
Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Gewinnung der Primärrohstoffe / VerfügbarkeitSchafwolle gehört zu den nachwachsenden Rohstoffen. Die Schafe werden ein- bis zweimal pro Jahr geschoren. Dabei wird ca. 7kg Rohwolle pro Schaf und Jahr gewonnen. Flammschutzmittel / BorateVereinzelt finden auch bei Schafwolle-Dämmstoffen Borsalze (Natriumborate) als Flammschutzmittel oder in geringeren Anteilen als Teil des Mottenschutzes Verwendung. Der genaue Mengenanteil ist allerdings nicht bekannt. HerstellungsprozessDie Wolle wird gründlichst mit Seife (z.B. Schmierseife, Kernseife) und Soda gewaschen und bis zu einem Restgehalt von max. 1% entfettet. Das Reinigungsmittel wird anschließend durch mehrfaches kaltes Auswaschen vollständig herausgespült. Beim Spülvorgang erfolgt die Behandlung der Wollfasern mit den Zusatzstoffen. UmweltindikatorenArbeitshygienische RisikenÜber organische Faserstäube aus Schafwolle liegen noch keine systematischen Arbeitsplatzuntersuchungen vor. Im Rahmen eines Forschungsvorhabens des DIBt über natürliche, organische Faserdämmstoffe wurden auch Staub- und Faserkonzentrationen bei der Verarbeitung von Schafwolle-Dämmstoffen exemplarisch untersucht. Dabei wurde auch beim Einbau von Schafwolle-Dämmmatten der Allgemeine Staubgrenzwert der einatembaren Fraktion überschritten. Fasergeometrie: Borate als Flammschutz- / MottenschutzmittelFür die Verarbeitung von Schafwolle-Dämmstoffe, die mit Borsalzen als Flammschutz- oder Mottenschutzmittel behandelt sind, die unter Richtlinie 67/548/EWG (genaue Erläuterung s. Rohstoffe / Ausgangsstoffe) fallen, sollten auch vor dem Eintritt der Rechtswirksamkeit der RL folgende Risiken (R-Sätze) angenommen werden: Umweltrelevante Informationen
WassergefährdungBeim Einsatz von Borsalzen (Natriumborate) als Flammschutzmittel WGK 1 (schwach wassergefährdende Stoffe), sonst WGK 0 Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung
Schadstoffabgabe / Emissionen in den InnenraumUntersuchungen zu Faserbelastungen beim Einbau von organischen Faserdämmstoffen, die die Emissionen bis in die Nutzungsphase hinein verfolgten, haben ergeben, dass die Faserbelastung nach Abschluss der Arbeiten und fachgerechter Reinigung der Baustelle schnell wieder auf Werte absinken, die der generellen Grundbelastung durch lungengängige Fasern in Innenräumen entsprechen. Erhöhte Konzentrationen durch eingebaute organische faserförmige Dämmstoffe konnten nicht nachgewiesen werden. Schadstoffabgabe / Emissionen in den AußenraumGefährdungen für Wasser, Luft und Boden aus eingebauten Schafwolle-Dämmstoffen sind nach heutigem Kenntnisstand nicht zu erwarten. Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall
BrandfallIm Brandfall gibt Wolle keine giftigen Brandgase ab und schmilzt nicht. Es bildet sich eine schaumartige Asche, die isolierend gegen Hitze wirkt. WassereinwirkungBeim Einsatz von Borsalzen als Flammschutzmittel Gefahr des Ausschwemmens (WGK 1) durch Löschwasser. Beständigkeit NutzungszustandDa Schafwolle-Dämmstoffe ohne Beeinträchtigung der Dämmmwirkung bis zu 33% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und diese auch relativ schnell wieder abgeben können, haben erhöhte Baufeuchten meist keine Schäden zur Folge. Die Lebensdauer von Schafwolle-Dämmstoffen ist daher i.d.R. sehr hoch. Gesundheitsgefährdung beim AusbauBeim Ausbau von Schafwolle-Dämmstoffen, die mit Borsalzen als Flammschutz- oder Mottenschutzmittel behandelt wurden, die unter Richtlinie 67/548/EWG (genaue Erläuterung s. Rohstoffe / Ausgangsstoffe) fallen, sollten auch vor der Rechtswirksamkeit der RL folgende Risiken (R-Sätze) angenommen werden: WiederverwendungBei zerstörungsfreiem Ausbau (lose verlegt) ist eine Wiederverwendung unverschmutzter Schafwolle-Dämmstoffe möglich. Eventuell sollte der Mottenschutz erneuert werden. Stoffliche VerwertungSchafwolle-Dämmstoffe sind prinzipiell auf gleichem Funktionsniveau wiederverwertbar. Z.T. besteht eine Rücknahmegarantie durch die Hersteller zur Wiederaufbereitung. Schafwolle-Dämmstoffe ohne Borsalzausrüstung und ohne synthetische Stützfasern können theoretisch kompostiert (Verwertung auf Flächen) werden. Energetische VerwertungIst eine stoffliche Verwertung nicht möglich, müssen Schafwolle-Dämmstoffe der energetischen Verwertung zugeführt werden. Beseitigung / Verhalten auf der DeponieEine Deponierung von Schafwolle-Dämmstoffen ist seit dem 01.05.2005 ohne thermische / energetische Vorbehandlung nicht mehr möglich. baubiologisch relevante Kenndaten über Schafwolle-Dämmung | Quelle: „wecobis“ Zusammengefasst ergibt sich daraus für Schafwolle-Dämmplatten folgende baubiologische und technische Bewertung:
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