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Schafwolle-Dämmstoffe

Dämmstoffe aus Schafwolle gehören unter den organischen Dämmstoffen zur Gruppe der tierischen Faserdämmstoffe. Schafwolle besteht aus Keratin (Eiweiß) und muss daher gegen keratinverdauende Insekten (z.B. Motten, Teppichkäfer) geschützt werden. Auf den Zusatz von Synthetikfasern bei größeren Dämmstoffdicken wird inzwischen verzichtet.
Die Dämmwirkung wird durch den Einschluss ruhender Luft in den Faserzwischenräumen erzeugt. Schafwolle kann bis zu 30% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen ohne dass sich die Wärmeleitfähigkeit verschlechtert.

Anwendungsbereiche (Besonderheiten)

Untersuchungen haben ergeben, dass Schafwolle zur Raumluftsanierung von Innenräumen eingesetzt werden kann. Gewaschene Wolle besteht zu ca. 97% aus dem Strukturprotein Keratin, dessen reaktionsfreudige Aminosäuren mit Luftschadstoffen (z.B. Formaldehyd) reagieren und diese fest binden. Insbesondere zur Sanierung formaldehydbelasteter Innenräume stehen spezielle Keratin-Vliese zur Verfügung. 

Technische Daten (Auswahl)

 

Schafwolle-Dämmstoffe

Ausgewählte Produkte: 1)

Dämmvlies aus Schafwolle

Technische Regeln

Europäische Technische Zulassung (ETA)

Rohdichte [kg/m³]

16 - 70

Druckspannung bei 10% Stauchung bzw. Druckfestigkeit [kPa]

k.A. 

Bemessungswert Wärmeleitfähigkeit ?d [W/mK]
(gemäß Anhang zu den Übereinstimmungszertifikaten)

0,040 

Zuschlagsfaktor 2) bezogen auf:
?d = 0,040 W/m²K


1

Wärmespeicherkapazität c [J/(kg*K)]

1.720 

Richtwert der Dampfdiffusionswiderstandszahl ? nach
DIN 4108-4

1 - 5 

Langzeitwasseraufnahme

max. 12 kg/m2 

Baustoffklasse nach DIN 4102

B2

Euroklasse nachDIN EN 13 501

 E

Beständigkeit

durch Behandlung mit Mottenschutzmitteln und ggf. Borsalz weitgehend resistent gegen Ungeziefer und Schimmelpilze

Umweltindikatoren 

Summe Primärenergieaufwand nicht regenerierbar [MJ/m³] 

 k.A.

Zum Vergleich: Heizwert [MJ/m³] 4)
(berechnet aus: 20,43 MJ/kg)

327 - 1.430 

Treibhauspotential [kg CO2-Äquivalent/m³]

 k.A.

 

Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

 

Gewinnung der Primärrohstoffe / Verfügbarkeit

Schafwolle gehört zu den nachwachsenden Rohstoffen. Die Schafe werden ein- bis zweimal pro Jahr geschoren. Dabei wird ca. 7kg Rohwolle pro Schaf und Jahr gewonnen.
Für die Dämmstoffherstellung wird derzeit nur noch europäische und soweit möglich regional anfallende Schafwolle verwendet, die inzwischen aufgrund der fallenden Nachfrage aus der Textilindustrie ausreichend zur Verfügung steht. Dadurch wird die heimische extensive Schafhaltung, die zur Erhaltung der Kulturlandschaft beiträgt, unterstützt. Bei der Gewinnung mitteleuropäischer Wolle erfolgt kein massiver Chemieeinsatz oder Überweidung wie in den riesigen Schafzuchtfarmen in Australien oder Neuseeland. 

Flammschutzmittel / Borate

Vereinzelt finden auch bei Schafwolle-Dämmstoffen Borsalze (Natriumborate) als Flammschutzmittel oder in geringeren Anteilen als Teil des Mottenschutzes Verwendung. Der genaue Mengenanteil ist allerdings nicht bekannt.
Mit der 30. ATP (Anpassung an den technischen Fortschritt) zur Richtlinie 67/548/EWG (Einstufung, Verpackung und Kennzeichnung gefährlicher Stoffe) wurden Borate und Borsäure als reproduktionstoxisch der Kategorie 2 (R60-61) eingestuft. Die Übergangsfrist endet am 30.05.2009, so dass spätestens ab dem 01. Juni 2009 die in der 30. ATP vorgesehenen Änderungen rechtswirksam sein werden.

Herstellungsprozess

Die Wolle wird gründlichst mit Seife (z.B. Schmierseife, Kernseife) und Soda gewaschen und bis zu einem Restgehalt von max. 1% entfettet. Das Reinigungsmittel wird anschließend durch mehrfaches kaltes Auswaschen vollständig herausgespült. Beim Spülvorgang erfolgt die Behandlung der Wollfasern mit den Zusatzstoffen.
In der Krempelanlage entsteht nach dem Trocknen der Wolle dann ein dünnes Krempelvlies (Primärvlies). Durch das kreuzweise Aufschichten und Vernadeln mehrerer Vliese übereinander werden Matten mit der gewünschten Dicke und Dichte hergestellt. Mit einer Schneidemaschine wird der Dämmstoff auf Länge und Breite zugeschnitten. Schnittreste werden dem Produktionsprozess wieder zugeführt.

 

Umweltindikatoren

 

Arbeitshygienische Risiken

Über organische Faserstäube aus Schafwolle liegen noch keine systematischen Arbeitsplatzuntersuchungen vor. Im Rahmen eines Forschungsvorhabens des DIBt über natürliche, organische Faserdämmstoffe wurden auch Staub- und Faserkonzentrationen bei der Verarbeitung von Schafwolle-Dämmstoffen exemplarisch untersucht. Dabei wurde auch beim Einbau von Schafwolle-Dämmmatten der Allgemeine Staubgrenzwert der einatembaren Fraktion überschritten.
Bei Verwendung des richtigen Werkzeugs (Zuschnitt auf fester Unterlage mit Messer oder Schere, nicht reißen oder sägen) und sorgfältiger Reinigung wird bei der Verarbeitung von Schafwolle-Dämmstoffen die Freisetzung von Staub und Fasern minimiert.

Fasergeometrie:
Durchmesser der Einzelfasern: 10 – ca. 30 ?m
Schafwolle-Fasern sind gut an ihrer geschuppten Oberflächenstruktur zu erkennen. Spitz zulaufende Fasern oder Bruchstücke, die z.B. beim Reißen oder Sägen entstehen können haben Durchmesser im lungengängigen Bereich.

Arbeitsplatzgrenzwert AGW (früher: MAK-Wert):
Allgemeiner Staub-Grenzwert nach TRGS 900
A-Staub:   3 mg/m³ (alveolengängige Fraktion, früher: Feinstaub)
E-Staub: 10 mg/m³ (einatembare Fraktion, früher: Gesamtstaub)

Für den Einbau vorkonfektionierter Dämmstoff-Matten aus natürlichen, organischen Faserdämmstoffen wird grundsätzlich zur Verwendung von Atemschutzmasken (Halb-/Viertelmaske mit P1-Filter), geschlossener Arbeitskleidung und insbesondere bei Überkopfarbeiten zum Tragen einer Schutzbrille geraten. Verpackte Dämmstoffe sollen erst am Arbeitsplatz ausgepackt, das Material nicht geworfen oder mit Druckluft abgeblasen werden.

Borate als Flammschutz- / Mottenschutzmittel

Für die Verarbeitung von Schafwolle-Dämmstoffe, die mit Borsalzen als Flammschutz- oder Mottenschutzmittel behandelt sind, die unter Richtlinie 67/548/EWG (genaue Erläuterung s. Rohstoffe / Ausgangsstoffe) fallen, sollten auch vor dem Eintritt der Rechtswirksamkeit der RL folgende Risiken (R-Sätze) angenommen werden:
- R 60 kann die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen
- R 61 kann das Kind im Mutterleib schädigen

 

Umweltrelevante Informationen

 

Wassergefährdung

Beim Einsatz von Borsalzen (Natriumborate) als Flammschutzmittel WGK 1 (schwach wassergefährdende Stoffe), sonst WGK 0

 

Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung

 

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Untersuchungen zu Faserbelastungen beim Einbau von organischen Faserdämmstoffen, die die Emissionen bis in die Nutzungsphase hinein verfolgten, haben ergeben, dass die Faserbelastung nach Abschluss der Arbeiten und fachgerechter Reinigung der Baustelle schnell wieder auf Werte absinken, die der generellen Grundbelastung durch lungengängige Fasern in Innenräumen entsprechen. Erhöhte Konzentrationen durch eingebaute organische faserförmige Dämmstoffe konnten nicht nachgewiesen werden. 

Spezielle Keratin-Vliese werden zur Bindung von Schadstoffen in Innenräumen eingesetzt. 

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum

Gefährdungen für Wasser, Luft und Boden aus eingebauten Schafwolle-Dämmstoffen sind nach heutigem Kenntnisstand nicht zu erwarten.

 

Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall

 

Brandfall

Im Brandfall gibt Wolle keine giftigen Brandgase ab und schmilzt nicht. Es bildet sich eine schaumartige Asche, die isolierend gegen Hitze wirkt.

Wassereinwirkung

Beim Einsatz von Borsalzen als Flammschutzmittel Gefahr des Ausschwemmens (WGK 1) durch Löschwasser.

Beständigkeit Nutzungszustand

Da Schafwolle-Dämmstoffe ohne Beeinträchtigung der Dämmmwirkung bis zu 33% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und diese auch relativ schnell wieder abgeben können, haben erhöhte Baufeuchten meist keine Schäden zur Folge. Die Lebensdauer von Schafwolle-Dämmstoffen ist daher i.d.R. sehr hoch.

Gesundheitsgefährdung beim Ausbau

Beim Ausbau von Schafwolle-Dämmstoffen, die mit Borsalzen als Flammschutz- oder Mottenschutzmittel behandelt wurden, die unter Richtlinie 67/548/EWG (genaue Erläuterung s. Rohstoffe / Ausgangsstoffe) fallen, sollten auch vor der Rechtswirksamkeit der RL folgende Risiken (R-Sätze) angenommen werden:
- R 60 kann die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen
- R 61 kann das Kind im Mutterleib schädigen

Wiederverwendung

Bei zerstörungsfreiem Ausbau (lose verlegt) ist eine Wiederverwendung unverschmutzter Schafwolle-Dämmstoffe möglich. Eventuell sollte der Mottenschutz erneuert werden.

Stoffliche Verwertung

Schafwolle-Dämmstoffe sind prinzipiell auf gleichem Funktionsniveau wiederverwertbar. Z.T. besteht eine Rücknahmegarantie durch die Hersteller zur Wiederaufbereitung.
Größere Mengen an Schafwolle-Dämmstoffen aus Sanierungsobjekten können auch wieder textilen Fertigungsprozessen zugeführt werden. In sogenannten Reißereien werden textile Fasern, ähnlich wie Altkleider wieder zu verwertbaren Fasern, z.B. für die Automobilindustrie, aufbereitet.

Schafwolle-Dämmstoffe ohne Borsalzausrüstung und ohne synthetische Stützfasern können theoretisch kompostiert (Verwertung auf Flächen) werden.
Sie gehören derzeit jedoch nicht zu den für eine Verwertung auf Flächen grundsätzlich geeigneten Bioabfällen gemäß BioAbfV / Anhang 1 (nur unbehandelte Wollabfälle aus der Textilindustrie).

Energetische Verwertung

Ist eine stoffliche Verwertung nicht möglich, müssen Schafwolle-Dämmstoffe der energetischen Verwertung zugeführt werden.
Heizwert: 20,43 MJ/kg

Beseitigung / Verhalten auf der Deponie

Eine Deponierung von Schafwolle-Dämmstoffen ist seit dem 01.05.2005 ohne thermische / energetische Vorbehandlung nicht mehr möglich.

baubiologisch relevante Kenndaten über Schafwolle-Dämmung | Quelle: „wecobis“

Zusammengefasst ergibt sich daraus für Schafwolle-Dämmplatten folgende baubiologische und technische Bewertung:

  • Dämmwert vergleichbar mit Polystyrol
  • ausgezeichnete ökologische Werte, allerdings nur begrenzt verfügbar
  • atmungsaktiv und dampfdurchlässig
  • sehr gut gesundheitsverträglich
  • reinigend gegenüber Luftschadstoffen
  • Wiederverwertung möglich
  • Kompostierbar
  • Thermische Verwertung möglich
für Zwischensparrendämmungen, hinterlüftete Fassade, Holzständerwände geeignet